connect + act
Impulse
Wie kann man 17 Millionen Menschen für ein Ereignis mit unabsehbaren Folgen gewinnen?
Ich weiß nicht, wie es Ihnen ging, ich zumindest war von der Entscheidung der Briten für den Brexit wirklich überrascht. Wie konnte es gelingen so viele Menschen für den EU-Austritt mit unabsehbaren Folgen zu gewinnen? Menschen sind doch eigentlich Gewohnheitstiere. Wir mögen es, wenn wir wissen, was uns erwartet. Das schafft Sicherheit und die wiederum braucht es, um sich wohlzufühlen. Deshalb produzieren Veränderungen häufig so heftigen Widerstand.
Und der Ausstieg aus der EU bringt immensen Wandel für die Engländer mit sich - ob zum Besseren oder Schlechteren, sei jetzt mal dahingestellt. Wäre da nicht der Verbleib in der EU die veränderungspsychologisch logischere Variante gewesen? "Da wissen wir wenigstens, was auf uns zukommt", der Status quo als risikoärmere Sicherheitsvariante, so dachte ich.
Doch inzwischen sind mir zwei Dinge klargeworden:
- Die Brexit Befürworter haben in ihren zentralen Argumenten Kontrolle & Sicherheit versprochen (selbst über unser Geld bestimmen und unsere Grenzen kontrollieren). Ein empfundenes Kontrollgefühl wirkt ungemein anziehend, es beruhigt und entspannt besorgte Menschen. In diesem Fall hat es sogar die Unsicherheit des Ausstiegs übertrumpft.
- Augenblicklich im Gedächtnis befindliche Themen, hier die Flüchtlingsthematik, überlagern die Urteilsbildung. Verfügbarkeitsfehler wird diese kognitive Verzerrung genannt, die leichter Erinnertes wahrscheinlicher erscheinen lässt. Gelingt es also ein vielfältiges und komplexes Thema – für das es keine einfache Antwort gibt – mit einem hochaktuellen Thema zu assoziieren, bei dem die Menschen klar(er) Position beziehen, so beeinflusst dieser Punkt das Gesamturteil wesentlich.
Unfair? Kopfschütteln? Aber so ticken die Menschen eben. Sicher gibt es auch Situationen, in denen das richtig ist und uns „das Überleben" bzw. die schnelle Reaktion ermöglicht. Nur in diesem Fall?
Ich hätte mir vor dem Referendum öfter eine strahlend positive Haltung der Brexit Befürworter gewünscht. Von Herzen kommende „Warum wollen wir das für unser Land?"-Aussagen, statt Werbung mit der Angst und den möglichen negativen Folgen des Austritts. „Sog schafft mehr als Druck", das war erst im Mai mein Thema hier im Blog. Stärke, Gemeinschaft, Mitgestaltung hätten sich auch gut als Richtung und Sicherheit gebende Themen geeignet, finde ich.
Nachdenkliche Grüße,
Ihre Susanne Kaßner
Ihre Gedanken und Anmerkungen interessieren mich.
Schreiben Sie mir gerne Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!!